"Ballad of a small player" – Colin Farrell versackt in Macaus Spielhöllen
Update: 2025-10-16
Description
Reverenz an das Hongkong-Kino
Macau, das Spielerparadies vor dem Hafen von Hongkong, ist ein glamouröser Ort und eine schillernde Welt. Neben vielem anderen ist "Ballad of a Small Player" auch ein Reverenz an das Hongkong-Kino, seit 60 Jahren eine der wichtigsten und Stilrichtungen des Weltkinos.
Bekannte Schauspieler treten hier in kleinen Nebenrollen auf, und in seiner ausufernden Bildsprache, seiner Lust am visuellen Erzählen, atmet Edward Bergers Film in vielem den Geist dieser chinesisch-westlichen Film-Melange.
Der Hochstapler verliert und verliert
Die Hauptfigur allerdings ist - wie der Regisseur - ein "Guailo", ein Fremdling, wie westliche Weiße auf Kantonesisch genannt werden.
Colin Farell verkörpert einen Dandy, Spieler und sympathischen Hochstapler, der hier in einer 5-Sterne-Suite residiert, obwohl er kaum Geld fürs Taxi hat, sich als englischer Lord ausgibt, obwohl er ein irischer Kleinbürger ist, und darauf hofft, dass seine Pechsträhne reißt und er endlich an Geld für seine Hotelrechnung kommt.
Doch er verliert wieder und wieder... es scheint wie verhext. Sogar die alten Spielerinnen, die hier das Geld ihrer Ehemänner verspielen, haben für ihn vor allem Spott übrig.
Berger zeigt die Zerrissenheit des Spielers
Und irgendwann ist Doyle sogar die Schuldeneintreiberin Cynthia Blithe (Tilda Swinton) aus England auf den Fersen.
Glück hat er immerhin in der Liebe. Denn er trifft auf die Chinesin Dao Ming (Fala Chen), die als Casinomanagerin arbeitet, und in dem Verzweifelten eine gute Seele erkennt.
Obwohl der bombastische Stil von "Ballad of a Small Player" im starken Kontrast zu Bergers früherer Arbeit steht, beschäftigt sich der Regisseur erneut mit der Zerrissenheit des Menschen, mit Versuchung und Erlösung – diesmal allerdings in Form eines knallig-opulenten Films.
Was ist real und was Rausch?
Ohne Frage ist dieser Film weniger faszinierend als "Konklave", sein Thema weitaus weniger "wichtig" und "erhaben" – doch es gefällt, dass alles in leuchtendem Technicolor, in teils psychedelischen Bildern inszeniert ist, und man sich zunehmend fragt, was hier real ist und was im Rausch vom Bewusstsein produziert.
Die entscheidende Frage ist nur: "Worum geht es wirklich?" Zwar wirkt der Film manchmal wie eine moralische Parabel über Spielsucht, dann aber wieder als deren schillernde Feier.
Surrealistisches Märchen für Erwachsene
Es gibt viel Humor, doch eine echte Komödie ist das sowenig, wie eine Farce oder wie ein Liebesdrama – am ehesten bleibt ein surrealistisches Märchen für Erwachsene: Elegant inszeniert, aber nie tiefgründig.
Das Ganze ist weniger als die Summe seiner prachtvollen, aber voneinander losgelösten Einzelteile. So bleibt Edward Berger auch diesmal ein Regisseur mit viel handwerklichem Können, aber ohne eigene Autorenhandschrift, ohne Stil und Thema, die das, was er tut, zusammenhält.
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